Am Anfang einer jeden Unternehmensgründung steht eine Idee. So unterschiedlich Ideen sind, so individuell sind auch die Motive und Ziele, die Entrepreneur*innen mit der Idee verbinden. Die Spannbreite der Motive reicht dabei von dem Wunsch möglichst hohe Erträge zu erzielen bis hin zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen. Social Enterprises sind genau hier zu verorten. Das oberste Ziel von Social Enterprises ist es, gesellschaftliche oder ökologische Herausforderungen anzugehen und für diese Lösungen zu finden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden unternehmerische Mittel eingesetzt. Der Kern des Unternehmens ist also die Mission und Werte, die es verfolgt. Der Einsatz von unternehmerischen Mitteln wird zum Werkzeug, um die Ziele zu erreichen. Die Wirtschaftlichkeit ist zwar ein wichtiger Aspekt und kann durchaus als sekundäres Ziel verfolgt werden, ordnet sich aber der Unternehmensmission unter.
Was sind Social Enterprises?
Auch wenn der Name „Social Enterprises“ zunächst vermuten lässt, dass es sich hierbei um Unternehmen aus dem Sozialbereich, wie Kindertagesstätten oder Pflegeeinrichtungen handelt, steht hinter dem Begriff etwas anderes. Er fasst alle Unternehmen zusammen, deren primäres Ziel die Schaffung von gesellschaftlichen Werten und Wandel ist. Welche Ziele genau verfolgt werden, solltet ihr im Team eures Social Enterprises gemeinsam festlegen, sei es besserer Zugang zu Bildungsmöglichkeiten für Kinder oder die Reduzierung von Plastikmüll. Eine Orientierungshilfe sind die Sustainable Development Goals, kurz SDGs der Vereinten Nationen. Die siebzehn SDGs adressieren globale Herausforderungen, wie den Klimawandel, Armut und Hunger und wurden 2015 von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen als gemeinsame Zielstellungen festgelegt.
Wenn deine Ziele definiert sind, stellt sich dann die Frage, wie diese operationalisiert und messbar gemacht werden können. Klassische Unternehmensziele, wie die Erhöhung der Rentabilität oder Gewinne, lassen sich relativ leicht quantifizieren. Schwieriger hingegen wird es, wenn euer Ziel Bestandteil eines gesellschaftlichen Wandels ist. Wie soll gemessen werden, ob und in welchem Umfang euer Produkt tatsächlich zu einem besseren Zugang zu Bildung beiträgt?
Zur Orientierung und Planung der einzelnen Schritte kann das Modell der PHINEO-Wirkungstreppe genutzt werden:
PHINEO Wirkungstreppe
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Kurz, Bettina; Kubek, Doreen: Kursbuch Wirkung. Das Praxishandbuch für Alle, die Gutes noch besser tun wollen. PHINEO gemeinnützige AG, Berlin, 2018.
Die einzelnen Stufen der Wirkungstreppe
Lasst uns die sieben Stufen der Treppe gemeinsam anhand eines Beispiels durchgehen. Nehmen wir an, du entwickelst gemeinsam mit deinem Team eine App, in der Lerninhalte aus der Schule in einem gamifizierten Ansatz aufbereitet werden. Euer Ziel ist es, dass auch Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien dem Lernstoff aus der Schule folgen können. Hierbei legt ihr auch einen besonderen Fokus auf die Förderung von Mädchen, in dem ihr geschlechtersensible Sprache und Beispiele verwendet. Ihr möchtet einen gleichen Zugang zu Bildungsmöglichkeiten schaffen. Damit adressiert ihr zwei der SDGs: Das Ziel einer qualitativ hochwertigen Bildung und das Ziel zur Schaffung von Geschlechtergleichheit.
Starten wir bei Stufe 1. Dass die Aktivitäten wie geplant stattfinden, heißt zunächst schlicht, dass ihr eure Idee in die Tat umsetzt und die App entwickelt. Bei Stufe 2 wird es schon schwieriger, denn hierfür ist es nötig, dass Schüler*innen von der App erfahren und sich diese herunterladen. Euer Produkt muss also nach außen kommuniziert und wahrgenommen werden. In der Stufe 3 folgt dann der Härtetest für eure App: Nutzen die Schüler*innen die App regelmäßig und empfinden diese als attraktive Ergänzung zum regulären Unterricht?
In dem Sprung von Stufe 3 zu Stufe 4 kommen wir in den Wirkungsbereich. Die nächsten Stufen zeigen nun, welche Wirkung euer Angebot entfaltet. Trägt die App tatsächlich zur Weiterentwicklung der Fähigkeiten der Schüler*innen bei und können diese dem schulischen Lernstoff besser folgen? Sind sie aktiver im regulären Unterricht beteiligt? Werden sie dadurch befähigt, bessere Noten zu bekommen und einen höheren Schulabschluss zu schaffen?
Stufe 4 bis 6 gehen deutlich über die reine Nutzung der App hinaus, wie du merkst. Es geht nun darum, was deine App bei der Zielgruppe, also den Schüler*innen bewirkt. Die letzte Stufe geht dann noch einen Schritt weiter. Hier lösen wir uns von der Zielgruppe und schauen uns gesamtgesellschaftliche Veränderungen an. Ein potenzieller Impact der App wäre, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz und gut bezahlten Job haben und damit ein gesamtgesellschaftliches Problem gelöst wird (Stufe 7).
Jetzt bist du dran!
Die einzelnen Stufen und deren Indikatoren solltest du an dein Ziel angelehnt definieren und sukzessive, wie du auch die Bilanz deines Unternehmens prüfst, immer im Blick behalten. Denn das eigentliche Ziel deines Social Enterprises ist die Wirkung, die es erzielt!
Der Wirkungsansatz ist auch auf andere Unternehmen oder Projekte anwendbar. Da aber im Social Entrepreneurship die gesetzten gesellschaftlichen oder ökologischen Ziele ganz zentral sind, sollten sie hier immer mitgedacht werden, um die Zielerreichung messbar zu machen. Schau doch mal bei PFABO (Beitragsbild), das ein Social Entrepreneurship Startup der TH Wildau ist, vorbei.
Willst du selbst ordentlich Impact erzeugen und mit deiner Idee die Welt ein bisschen besser machen? Dann melde dich bei unseren Startup Guides! Wir unterstützen dich auf deinem Weg hin zum eigenen Social Enterprise.
Quellen:
Kurz, Bettina; Kubek, Doreen (2018): Kursbuch Wirkung. Das Praxishandbuch für Alle, die Gutes noch besser tun wollen. PHINEO gemeinnützige AG, Berlin, 2018. S.
Heilig, Birgit; Wunsch, Michael (2021): Social-Entrepreneurship. Gründungsberatung. Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland & KFW Stiftung, http://fit-fuer-sozialunternehmen.de/arbeitsmittel/#handbuch, zuletzt abgerufen am 17.02.2021.
United Nations (2021): The 17 Goals, https://sdgs.un.org/goals, zuletzt abgerufen am 17.02.2021.
Bildmaterial: Unsplash, Marko Berndt; Beitragsbild: Ricarda Schueller für PFABO
Text: Josephine Jung